Burnoutprävention

Burnout ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit

Ausgebrannt, innerlich leer und motivationslos: So geht es immer mehr Menschen in Deutschland, die für ihre Arbeit brennen, bzw. gebrannt haben. Gerade Personen mit hoher Leistungsbereitschaft erwischt es besonders häufig. Und das wiederum trifft die Unternehmen: 2023 war das Jahr mit den meisten Krankschreibungen auf Grund von psychischen Problemen. Tendenz seit Jahren steigend. Auch kurzfristige Krankmeldungen auf Grund von akuten Stressbelastungen nehmen immer mehr zu. Zudem sind Depressionen, unter denen sich auch die Belastungsdepression findet, besser bekannt als „Burnout“, die Hauptursache für vorzeitigen Renteneintritt.

Es gibt viele Anzeichen für ein drohendes "Burnout", dazu zählen eine ausgeprägte Erschöpfung, die sich auch durch einige freie Tage nicht mehr ausgleichen lässt, Schlafstörungen, ein Gefühl der inneren Leere, Abbau von sozialen Kontakten und der Verlust von Freude an Dingen, die früher ein wichtiger Teil des Lebens waren. Es kann außerdem zu ausgeprägten psychosomatischen Reaktionen, wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Hautproblemen, Hörstürzen, Rückenschmerzen oder Gastritis kommen.

Das führt dazu, dass sich immer mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Gedanken für ihre „Work-Life Balance“ machen. Dazu zählen nicht nur Mitglieder der „Generation Z“, sondern Angestellte aller Altersgruppen. In Zeiten der immer rarer werdenden Fachkräfte sind nun Unternehmen stark im Vorteil, die sich aktiv um Ihre Belegschaft kümmern.

Ein Beispiel aus der Praxis, was Sie vielleicht persönlich kennen:

Sie sind sehr gestresst durch verschiedene Prozesse im Arbeitsalltag. Der Erfolgsdruck ist hoch, Fachkräftemangel und hoher Krankenstand tun ihr Übriges dazu. Dann endlich: Urlaub ist in Sicht. Doch der Urlaub ist einfach nicht erholsam. Sobald Sie wieder da sind, ist der Stresspegel direkt wieder riesig. Im schlimmsten Fall werden Sie sogar im Urlaub krank!

Hoffentlich betrifft diese Situation Sie nicht selbst, denn leider ist das eben beschriebene Phänomen sehr häufig und nennt sich „Leisure Sickness“. Es ist ein Anzeichen für eine zu hohe Stressbelastung im Alltag und tritt immer häufiger auf.

Daneben gibt es aber auch alltägliche Anzeichen dafür, dass Ihr Gehirn es langsam satthat, sich jeden Tag so anzustrengen. Dazu zählen etwa Momente, die ich als den „Leeren Blick“ bezeichnen würde. Man sitzt vor dem Rechner und sollte eigentlich produktiv sein, doch es geht einfach Garnichts. Erst ein Reiz von außen, wie ein eingehender Telefonanruf, oder eine Person, die an der Bürotür klopft, löst dieses Erstarren wieder auf.

Ganz klassisch ist auch das Phänomen von "Stress-Schlaf". Davon Betroffene fallen oft tot-müde ins Bett und schlafen recht schnell ein. Doch nach zwei bis vier Stunden ist der Schlaf vorbei: plötzlich sitzen Sie hellwach im Bett und kommen nicht mehr in den Schlaf rein. Das Gehirn ist zwar noch müde und Sie wollen auch noch schlafen, alles andere in Ihrem Körper könnte aber aufstehen und sofort losrennen. Oft kommen dann "Grübelgedanken" dazu, mehr oder weniger zielgerichtet auf aktuelle Probleme. Es entsteht ein "Gedankenstrudel", oft spielt die Arbeit eine große Rolle, manchmal auch private Belastungen. 

Auch private soziale Kontakte sind ein guter Indikator für das Burnoutrisiko. Oft nimmt der Spaß und die Energie für diese Kontakte immer mehr ab. Andere Menschen nerven eher und werden dementsprechend auch eher abgelehnt. Dies führt unweigerlich zu Konflikten, oder zumindest zum sozialen Rückzug. Man will eben eher seine Ruhe haben, als sich auch noch um die Probleme von anderen zu kümmern. In vielen Fällen betrifft dies auch direkt die eigene Familie, viele Beziehungen zerbrechen an externen Belastungen.

Schutzfaktoren und Entlastung

Der beste Schutz vor diesen Risiken und der beste Weg aus der Belastung klingt dabei einfach: Selbstfürsorge. Doch sind gerade die einfach klingenden Dinge in der Praxis oft sehr schwierig umzusetzen. Professionelle Unterstützung kann dabei helfen die eigene Selbstfürsorge zu verstärken und die Resilienz gegen negativen Stress damit zu erhöhen.

Denn wichtig ist: Stress ist nicht gleich Stress! Nur, weil etwas anstrengend ist, macht es nicht direkt krank. Es gibt viele stressige Situationen, die am Ende mehr Energie erzeugen, als sie anfangs gekostet haben. Dazu zählen vor allem Dinge, die, platt ausgedrückt, Spaß machen. Freude und Lachen sind starke Unterstützer gegen den negativen Stress. Dieser entsteht in allen Situationen, die durch negative Emotionen gekennzeichnet sind. Dabei sind vor allem Angst, Wut und Hilflosigkeit extrem. Auch ein eigener Perfektionismus spielt in dieser Liga, da er oft dazu führt, dass selbst kleine Aufgaben plötzlich enorme Energiemengen verbrauchen. Beispielsweise geben wir durchschnittlich doppelt so viel Energie dafür aus bei einer Aufgabe 100% zu erreichen, als für 80% nötig sind. Diese 80% reichen aber in den meisten Situationen völlig aus! Natürlich gibt es Dinge, bei denen Perfektion das einzige Ziel sein sollte (Jahresbilanz, Operationen...), dennoch ist es extrem belastend, wenn das bei allen Aufgaben erwartet wird (einfache E-Mail, alles erledigen bis Feierabend...).

Selbstfürsorge fängt im Arbeitsalltag schon an: Menschen, die ihre Pausen auch wahrnehmen, sind wesentlich seltener von Burnout betroffen als Personen, die ihre Pausen nicht nehmen und in dieser Zeit arbeiten. Doch die Pausen "einfach nehmen" ist für viele schwer vorstellbar. Die meisten Mittagspausen sind eher "Lunch-Meetings" als echte Erholung, meist ist die ganze Abteilung betroffen. 

Auch zu viele Überstunden sind eher negativ einzuschätzen. Natürlich gibt es Zeiten, in denen eben mehr geleistet werden muss. Aber genauso muss es Zeiten geben, in denen nicht immer alles gegeben wird! Zudem gibt es viele Studien die zeigen, dass die meisten Überstunden nicht wirklich effektiv genutzt werden, sondern aus zu hoher Belastung im Arbeitsalltag heraus entstehen. Das Gehirn ist unter negativem Stress eben nicht so effizient, wie im entspannten Zustand. Daher braucht man für die gleiche Aufgabe viel länger. Es kann wirklich wirksam sein, seine Überstunden abzubauen und in positive Energie umzusetzen.

Schutzfaktoren gegen negativen Stress sind: positive soziale Kontakte, ein schönes Familienleben, Hobbies, Sport und positive Persönlichkeitseigenschaften. Dazu zählen vor allem Hoffnung, Humor, Dankbarkeit, ein Sinn für das Schöne und Transzendenz (also Glaube im weitesten Sinne). Natürlich ist diese Liste nicht erschöpfend, es gibt hunderte Schutzfaktoren, die dazu auch noch hoch individuell sind!

Seine eigenen Schutzfaktoren zu verstärken und gleichzeitig den negativen Stress zu analysieren und zu reduzieren ist ein wunderbarer Weg sich selbst vor dem Burnout zu schützen. Das beste dabei: dieser Weg ist zwar anstrengend, kann aber vor allem auch viel Spaß machen! Entdecken Sie sich selbst und Ihre individuellen Ventile zum Abbau von Belastungen!