Allgemeine Grundlagen Tinnitus
Fast alle Menschen kennen sie: plötzlich auftretende Ohrgeräusche. Bei den meisten piepst es kurz, oft nur wenige Sekunden oder Minuten, bevor die Geräusche wieder verschwinden. Dieses Phänomen ist schon unangenehm genug. Doch bei einigen bleibt das Geräusch bestehen und führt zu Auswirkungen auf das ganze Leben.
Häufig treten diese fortbestehenden Ohrgeräusche plötzlich auf, oft in Verbindung mit Hörstürzen, einem Knalltrauma oder großem Stress. Ein Tinnitus kann sich aber auch nach Operationen ausbilden, oder im Rahmen von bestimmten Erkrankungen (z.B. Morbus Meniere) entstehen. Dabei spricht man zunächst von einem akuten Tinnitus, nach sechs Monaten durchgehender Aktivität dann von einem chronischen Tinnitus. Die Wahrscheinlichkeit, dass er wieder weg geht, nimmt dabei mit der Länge des Vorhandenseins immer mehr ab.
Im Allgemeinen werden alle Ohrgeräusche als Tinnitus bezeichnet, für die es keine physikalische Quelle gibt. Das heißt, fast jeder Tinnitus entsteht direkt im Gehirn und kann nicht mit Hilfe von Mikrophonen aufgezeichnet werden. Es gibt zwar einen „objektiven Tinnitus“, der durch ungünstig gelegene Blutgefäße im Innenohr erzeugt werden kann, dieser ist allerdings sehr selten und wird heutzutage genauso behandelt, wie ein subjektiver Tinnitus.
Wie ein Nebelhorn im Kopf: ein Tinnitus kann extrem stören! Bild: Küstenwache Schiff in Kiel
Grundlage für die Entstehung eines Tinnitus ist dabei eine physische Hörminderung. Diese muss nicht immer merkbar groß sein, das heißt schon eine Hörminderung von wenigen Prozent kann einen deutlichen Tinnitus auslösen. Der Mechanismus dahinter liegt in der Hörphysiologie begründet. Das Gehirn erwartet Signale auf allen Frequenzbereichen gleichermaßen. Tritt nun eine Hörschädigung auf, bemerkt es die fehlenden Informationen und reagiert, indem es die entstandenen Lücken selbst auffüllt. Da die Informationen dauerhaft fehlen, bildet sich ein dauerhaftes Phantomgeräusch: der Tinnitus. Dieser bildet oft die Frequenzen ab, die am meisten betroffen sind: bei einer Hochtonhörminderung ein hohes Piepsen, bei einer Tieftonhörminderung ein tiefes Brummen und bei einer stark gestreuten Hörminderung ein Rauschen. Das ist allerdings nicht immer so, da das Gehirn eines Menschen genauso individuell ist, wie der Mensch selbst. Dies macht die Behandlung von Tinnitus auch zu einer großen Herausforderung.
Die einzige Behandlungsmethode, die den Tinnitus relativ verlässlich bei vielen Personen entfernen kann, sind daher Hörgeräte. Diese füllen die aufgetretenen Lücken im Höreindruck wieder auf und liefern dem Gehirn dadurch das, was es will. Nimmt man die Hörgeräte ab, tritt der Tinnitus allerdings wieder auf. Jedoch funktioniert dies nicht bei allen betroffenen Personen, bei anderen ist die Hörminderung auch schlicht zu klein um Hörgeräte zu nutzen.
Zudem hängt die Tinnitusbelastung maßgeblich von Wahrnehmungseffekten ab. Je mehr man sich auf ihn konzentriert, desto lauter wird er, da das Gehirn vermehrt nach den fehlenden Informationen sucht. Menschen können sich so sehr in den Tinnitus reinsteigern, dass er in jeder Situation als das lauteste Geräusch empfunden wird. Egal, ob nachts im Bett, bei der Arbeit, oder auf einem Rock-Konzert: der Tinnitus dominiert den Höreindruck. Diesen Effekt können wir glücklicherweise auch für den Umgang damit nutzen. Denn je mehr das Gehirn von anderen Dingen abgelenkt wird, desto weniger steht der Tinnitus im Vordergrund.
Das Rauschen des Meeres: hier vergessen viele ihren Tinnitus für eine Weile. Bild: Ostseeküste bei Damp
Mit dem Tinnitus leben lernen
Spätestens mit der Chronifizierung des Tinnitus wird es Zeit darüber nachzudenken, wie man sein Leben mit Tinnitus weiterleben kann. Dies stellt für viele Personen eine komplexe Problematik dar. Insbesondere, wenn vorher ein großes Kontrollbedürfnis, eine Neigung zu einem hohen Leistungsanspruch, oder eine ausgeprägte Funktionalität vorhanden war, ist es sehr schwer so etwas störendes wie einen Tinnitus zu akzeptieren.
Der Umgang mit Tinnitus ist ein Weg, der mit einem Trauerprozess verglichen werden kann. Es gibt verschiedene Phasen, die Stimmung kann auf und ab gehen und es kann auch immer wieder zu Rückschritten kommen. Insbesondere in Kombination mit äußeren Einflüssen (Stress, Ängste, depressiven Stimmungen, negativen Lebensereignissen…) ist es eine große Herausforderung mit dem Tinnitus klarzukommen.
Wichtig ist hierbei die Beschäftigung mit dem Tinnitus, seinen Auslösern und verstärkenden Faktoren. Die Lösungen und Umgangsmethoden sind dabei genauso vielfältig, wie die Tinnitusbelastung an sich. Bei manchen Personen stehen eher Schlafstörungen im Vordergrund, bei anderen Konzentrationsprobleme, Probleme beim Entspannen, Aggressionen, Ängste, Depressionen oder auch alles zusammen. Ein essentieller Schritt ist oft die Wahrnehmungslenkung. Dabei wird die Wahrnehmung durch äußere Reize vom Tinnitus abgelenkt und reduziert dadurch die Belastung.
An dieser Stelle komme ich ins Spiel.
Ich selbst habe seit vielen Jahren einen chronischen Tinnitus, der damals durch eine große Stressbelastung ausgelöst worden ist und kenne daher so manche Klippen aus eigener Erfahrung. Gemeinsam schauen wir uns Ihre persönliche Situation an und erarbeiten Strategien, die Ihnen ein angenehmes Leben mit Ihrem Tinnitus ermöglichen.